Der Monat Ramadan ist der neunte Monat des Mondkalenders. Es ist der Monat, in dem Gott, der Allmächtige, die ersten Verse des edlen Korans an den Propheten Muhammad (Frieden und Segen seien auf ihm) offenbart hat. Muslime aus aller Welt, die gesundheitlich dazu im Stande sind, fasten von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang und beteiligen sich vermehrt an Gottesdiensten, um unserem Schöpfer näherzukommen. Es ist eine Zeit des aufrichtigen Gottesdienstes, in welcher Familien und Freunde, um unseres Herren willen, zusammenkommen.
1. Warum findet der Ramadan jedes Jahr zu einem anderen Zeitpunkt statt?
Im muslimischen Glauben folgen wir dem Lunarkalender, welcher nach dem Mond ausgerichtet ist. Der Gregorianische Kalender hingegen ist nach der Sonne ausgerichtet. Die Folge dessen ist, dass der Ramadan jedes Jahr zu einer anderen Jahreszeit stattfindet, je nachdem an welchem Ort sich die fastende Person befindet.
Beispielsweise kann jemand in New York City während seines Fastens den Sommer erleben, während sich ein Muslim in Australien an den Wintermonaten erfreuen kann. Nachdem einige Ramadan-Monate vergangen sind, wird es an beiden Orten genau entgegengesetzt sein.
Einer der Vorteile, dass ein solch verheißungsvoller Monat wie der Ramadan auf unterschiedliche Zeiten fällt, ist, dass man das jeweils saisonale Obst und Gemüse genießen kann, während sich der Ramadan jedes Jahr allmählich durch den Mondkalender bewegt.
Wie man sich vorstellen kann, ist es in den heißen Kalendermonaten etwas anstrengender zu fasten. Das Fasten im Hochsommer kann eine größere Herausforderung für Standhaftigkeit und Glaubenstreue darstellen.
Muslime, die in den kühleren Jahreszeiten fasten, sind stets auf ihre Glaubensgeschwister bedacht, indem sie diese in ihren Bittgebeten erwähnen, da sie unter größerer Anstrengung fasten.
2. Stirbt man nicht wenn man 30 Tage weder isst noch trinkt?
Während dem Ramadan verzichten Muslime nicht den ganzen Monat auf Essen und Trinken! Und ja, keiner würde das überleben! Das Ramadan-Fasten definiert den Verzicht auf Essen und Trinken von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Muslime wachen kurz vor dem Gebet der Morgendämmerung auf, um ein nahrhaftes Frühstück zu genießen. Dieses besteht gewöhnlich aus ballaststoffreichen Lebensmitteln, frischem Obst und viel Wasser. Von dem Moment an, in dem der Gebetsruf (oder Adhan) des Morgendämmerungsgebets stattfindet, hört ein Muslim auf zu essen und zu trinken.
Der Fastentag wird damit verbracht, den normalen Alltag zu bestreiten, sei dies Schule oder Arbeit. Man hält die obligatorischen Gebete ein und vermehrt über den gesamten Tag gottesdienstliche Handlungen. Im Ramadan wird jede gute Tat oder Anbetung vielfach belohnt. Viele Muslime bemühen sich darum ihr Bestes zu geben damit sie alle Vorzüge, die dieser Monat bietet, ausschöpfen können. Beispielsweise versuchen einige Muslime während der 30 Tage des Ramadan den gesamten Koran zu lesen.
3. Warum werden muslimische Kinder zum fasten gezwungen?
Junge muslimische Kinder werden nicht dazu gezwungen zu fasten. Gott, der Allmächtige sagt im Koran:
„ES GIBT KEINEN ZWANG IM GLAUBEN.“ [Edler Koran 2:256]
Niemand kann im Islam zu etwas gezwungen werden. Im Islam ist uns das Fasten vorgeschrieben, wie es unseren Vorfahren vor uns vorgeschrieben war. Nur Muslime, die gesund sind und das Pubertätsalter erreicht haben, sind dazu verpflichtet zu fasten. Kranke, ältere Menschen, Reisende, und menstruierende, stillende oder schwangere Frauen müssen nicht fasten. Vielmehr ist es im Islam verboten sich selbst auf irgendeiner Weise Schaden zuzufügen. Wenn also das Fasten jemanden schwächt oder krank macht, ist es ihm verboten am Fasten teilzunehmen.
Es gibt andere Möglichkeiten, wie Muslime am Ramadan teilhaben können, auch wenn sie nicht fasten. Das Zubereiten von Mahlzeiten für die Fastenden, die Spende von Essen an die Armen oder gar das Gedenken an Gott sind alle wunderbare Taten im Islam, die mit ihrem eigenen Lohn verbunden sind.
4. Ist Ramadan nur ein Weg für Muslime um abzunehmen?
Ganz im Gegenteil! Einige Muslime nehmen im Ramadan sogar zu. Aufgrund des langen Fastentages, der mit einer Mahlzeit (Iftar genannt) endet, gönnen sich viele Muslime irrtümlich frittierte Vorspeisen und kalorienreiche Nachspeisen, sobald die Sonne untergegangen ist. Diese Ernährungsweise führt zu einem Energieschub, der schnell schwindet und die Kilos ansammelt. Im Ramadan kommt es somit häufig zu Magenschmerzen und Lethargie, welche zu Trägheit während der Gottesdienste führt.
Jedoch gibt es auch viele Muslime, die versuchen eine gesunde Iftar-Mahlzeit einzunehmen. Vollkornprodukte, mageres Fleisch, Gemüse und eine Vielzahl an Früchten können die Energie steigern und einem Muslim die Ausdauer geben rund um die Uhr zu beten, ohne, dass er mit Magenschmerzen gequält wird.
5. Gibt es noch andere Dinge, die man während des Ramadans nicht machen darf?
Es gibt viele Dinge, von denen der Muslim während des heiligen Monats Ramadan fern bleiben muss. Die Intimität mit dem Ehepartner ist eine der wesentlichen Handlungen, die während des Fastens verboten sind. Das Rauchen von Zigaretten, das Lügen, die üble Nachrede (Lästern), Verleumdung und andere Laster sind ebenfalls strengstens verboten. Was Muslime jedoch tun können, ist das Wohlgefallen ihres Schöpfers durch gute Taten und andere Handlungen, die den Glauben erleuchten, zu erlangen.
6. Was ist der Sinn, dass man sich durch das Fasten so quält?
Der heilige Monat Ramadan ist ein Segen für die ganze Menschheit. Muslime aus aller Welt erwarten jedes Jahr seine Ankunft und weinen aus Trauer, wenn er wieder vergeht.
Der Prophet Muhammad (ﷺ) sagte:
„ALLAH SAGT: „JEDE (GUTE) TAT, DIE DER SOHN ADAMS BEGEHT, IST FÜR IHN SELBST (VORTEILHAFT). NUR DAS FASTEN BEGEHT ER MEINETWEGEN UND DIE BELOHNUNG DAFÜR WIRD NACH MEINEM ERMESSEN GEMACHT…“
Wenn man darüber nachdenkt, schenkt Gott, der Allmächtige, Seinen gläubigen Dienern das ganze Jahr über Seine Barmherzigkeit und Gnade. Das Fasten um ihrem Schöpfer Liebe und Wertschätzung zu zeigen, ist etwas, worüber Muslime überglücklich sind. Sie empfangen den Ramadan mit dem Wunsch ihrem Herren gefällig zu sein. Das Fasten im Ramadan stellt für Muslime in keiner erdenklichen Weise eine Qual dar.
Vielmehr ist es die Ausübung des Glaubens und des völligen Vertrauens in den Einen und Einzigen Gott.
7. Ist jeder Tag im Ramadan wie ein Feiertag?
Ja! Der Ramadan könnte in gewisser Weise mit Feiertagen verglichen werden. Muslimische Familien aus der ganzen Welt nehmen eine Mahlzeit (Iftar genannt) ein, die groß genug ist, um all ihre Familienmitglieder und Gäste zu empfangen. Es ist eine nostalgische Zeit, in der Muslime unterschiedlichster Altersgruppen zusammenkommen, um gemeinsam zu essen und über den Ramadan der vergangenen Jahre nachzudenken. Ebenfalls ist es eine wunderbare Zeit, um eine Bilanz wichtiger familiärer Probleme zu ziehen und nach Wegen zu suchen diese in diesem Monat der Anbetung zu beheben.
Genauso wie an Weihnachten gibt es viele Mahlzeiten zuzubereiten und Geschirr zu waschen. In vielen muslimischen Familien bieten Groß und Klein ihre Hilfe an, um sicherzugehen, dass jeder einmal den Fokus vom Kochen auf die Gottesdienste lenken kann.
8. Schummelt ihr beim Fasten?
Diese ist eine der häufigsten Fragen, die einem Muslim über den Ramadan gestellt werden und die Antwort darauf ist ein klares „Nein!“. Muslime glauben daran, dass wir uns rund um die Uhr in der Gegenwart Gottes befinden (bekannt als Taqwa). Ein Muslim ist sich seinem Schöpfer dauerhaft bewusst. Selbst wenn ein Muslim sich in einem verschlossenen, fensterlosen Raum mit einem reichhaltigen Buffet befinden würde, würde er keinen Bissen davon nehmen. Obwohl kein anderer Mensch anwesend ist, der diesen Bissen bezeugen könnte, ist Gott anwesend. Muslime schämen sich nicht nur vor dem Herrn, dem Versorger und Erhalter, sondern schrecken auch davor zurück Ihm zu missfallen. Es ist wie eine tief verwurzelte Liebe, die alle Zeit und Raum überschreitet. Gestohlene Schlucke Wasser oder Häppchen Essen, wenn keiner hinsieht, kommen nicht in Frage!
Während dem Fasten empfindet der Muslim eine noch tiefere Verbindung zum Schöpfer. Das Fasten selbst schenkt Muslimen viel Zurückhaltung, Selbstbeherrschung und Empathie für das Leid der weniger begünstigten Menschen auf der Welt. Es gibt nichts besseres als einen trockenen Hals und den Schmerz eines leeren Magens für eine Dosis Realität. Das Fasten des Ramadan ist ein hervorragendes Training, um die Grundbedürfnisse des menschlichen Lebens zu zähmen, sodass wir sie kontrollieren können, anstatt sie uns.
Der Anlass des Ramadan ist so glorreich, dass auch viele Nicht-Muslime von ihm angezogen werden und sich in Solidarität sogar dazu entscheiden, mitzufasten. Warum solltest du jetzt, da alle deine brennenden Fragen zum Ramadan beantwortet sind, nicht auch ein oder zwei Tage im Ramadan fasten, um herauszufinden, worum es bei dem ganzen Trubel geht?
Sumayyah Meehan